27.09.2022

Hinsehen und Handeln – Vereint gegen sexualisierte Gewalt im Sport

 

Seit Beginn der Kooperation und mit dem Projekt zu „Grenzübergreifenden Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt im Sport“, welches von der EU-Kommission über Erasmus+ gefördert wird, steht der Kinder- und Jugendschutz für die Arbeit der beiden Sportbünde an erster Stelle. Seit der Veröffentlichung des Abschlussberichts der in Deutschland bislang größten Breitensport-Studie „SicherimSport“ fühlen sich beide Bünde in ihrem gemeinsamen Vorgehen bestärkt. Gewalterfahrungen im organisierten Sport sind eindeutig keine Einzelfälle.
Der Eupener Sportbund organisierte gemeinsam mit dem Aachener Stadtsportbund im Rahmen ihres Erasmusprojektes am 23. September eine Abendveranstaltung mit dem Thema „Hinsehen und Handeln! – Vereint gegen sexualisierte Gewalt im Sport!“.

Das Interesse bei den Sportvereinen war groß. Weit über 100 VereinsvertreterInnen durfte Björn Jansen, Vorsitzender des Stadtsportbund Aachen e.V., in den Räumen des Tivoli begrüßen. „Wir stehen unseren Sportvereinen beratend und begleitend bei der Erarbeitung von Maßnahmen zur Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt im Sport zur Seite. TäterInnen lassen sich von Landesgrenzen nicht aufhalten und deswegen möchten wir diese Maßnahmen gemeinsam mit dem Eupener Sportbund sowohl in Aachen als auch in der Grenzregion innerhalb der Vereinsstrukturen verankern“, erläuterte Björn Jansen.

Sexualisierte Gewalt kein Tabuthema mehr im Sport

Die Vizepräsidentin des Landessportbundes NRW e.V., Mona Küppers, betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit, eine Aufmerksamkeitskultur zu erzeugen. Die körperliche Nähe im Training, bei Vereinsausflügen oder Fahrten zu Veranstaltungen bietet viele Möglichkeiten für sexuellen Missbrauch. Es gehe dabei in erster Linie um den Missbrauch von Macht.

Wichtig sei – so Küppers – vor allem, dass sich alle Betroffenen und insbesondere Kinder trauen, für sie unangenehme Situationen zu melden. Auf Vereinsseite müssen Strukturen geschaffen werden, die einen sicheren Raum für Kinder und Jugendliche ermöglichen. Der LSB NRW sei daran interessiert, bei den Vereinen eine Aufmerksamkeitskultur zu erzeugen und mit einem starken „Qualitätsbündnis“ die Arbeit des Dachverbandes der letzten 20 Jahre weiter voranzutreiben. Ein starkes Netzwerk vor Ort ist da sehr hilfreich, lobt die

Vizepräsidentin den Einsatz der beiden Nachbarbünde vor Ort. Gerne sei man bereit, die belgischen Partnerorganisationen weiterhin mit Know-How zu unterstützen.

Theatergruppe AB!PFIFF sorgte für starke Emotionen

Der Abend im Tivoli wurde von den Geschäftsführerinnen der Sportbünde, Nadine Frey (Stadtsportbund Aachen) und Anne Brüll (Eupener Sportbund), in einem besonderen Format organisiert. „Wir möchten für das Thema sensibilisieren und das gelingt besser über geweckte Emotionen als über belehrende Vorträge“, so die beiden.

Das Herzstück des Abends war aus diesem Grund das mobile Theaterstück AB!PFIFF, das Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt im Sport thematisiert. Zielsetzung ist die Sensibilisierung für Nähe und Distanz. Sexuelle Übergriffe durch TrainerInnen und Jugendliche, Kontaktanbahnung im Internet aber auch bloßstellende Bemerkungen über Körper und sexuelle Orientierung werden gezeigt und somit besprechbar gemacht.

Prävention ist Gemeinschaftsaufgabe und Netzwerkarbeit

Die Zusammenarbeit der Dachorganisation der Sportvereine mit der Polizei ist von besonderer Wichtigkeit. Ein starkes Netzwerk soll den Vereinsverantwortlichen bei Ihrer ehrenamtlichen Arbeit Unterstützung und somit Entlastung ermöglichen.

Frau Nicole Lennartz, Kriminalhauptkommissarin der Polizei Aachen, rundete den Abend mit einem interessanten Vortrag mit Hinweisen und Informationen zum Thema „Sexueller Missbrauch von Kindern in Sportvereinen“ ab und bot den Sportvereinen konkrete Hilfestellungen an: „Unsere Informationsveranstaltungen dienen der sachgerechten Aufklärung und geben Informationen über die Hintergründe des sexuellen Missbrauchs. Darüber hinaus werden den Vereinen auch Anregungen für eine kindgerechte Prävention vermittelt.“

Beim abschließenden Netzwerken konnten dann Kontakte zwischen den VereinsvertreterInnen und den verschiedenen Fachberatungsstellen geknüpft werden.